„Wie eine Wellblechhütte am Schloss Versailles“
Podiumsdiskussion von Denkmalnetz Bayern und Münchner Forum zeigt: Stillstand beim geplanten „Biotopia“ im Schloss Nymphenburg
(München, 19.04.2018) „Wir werden keinen Effner nachbauen. Da halten wir uns fern von“. Per Pedersen vom Architekturbüro Staab machte im Rahmen der Podiumsdiskussion „Denkmal Kontrovers“ im Johannissaal keinen Hehl daraus: Er und sein Team wollen es anders machen als die Bauherren und Architekten in den vergangenen 300 Jahren. Er wolle das Schloss Nymphenburg „weiterbauen“, „in die Zukunft übertragen“ und dem geschützten Ensemble etwas mit „eigenständiger Sichtbarkeit“ hinzufügen: In Sichtbeton, mit Elementen aus eloxiertem Aluminium. Ein Anbau „wie eine Wellblechhütte an Schloss Versailles“, wie Professor Hans Ottomeyer es zuspitzte. Für ihn ist das Schlossensemble Nymphenburg UNESCO-Welterbe-würdig und würde durch den geplanten Neubau schlichtweg zerstört.
So weit, so bekannt: Seit der vielbeachteten Informationsveranstaltung vor rund einem Jahr hat sich nichts am architektonischen Konzept des „Biotopia“ oder der grundlegenden Kritik daran geändert. Nichts von dem, was schon damals an Anregungen und Einwänden von Bürgerinitiativen und Denkmalschützern in die Diskussion eingebracht wurde, hat in irgendeiner Form Widerhall gefunden. Der „massive Bruch mit der Schlossanlage“ (ehem. Stadtheimatpfleger Gert Goergens) besteht unverändert, die Kalkputzfassade ist ebenso unberücksichtigt wie der Wunsch nach der schlosstypischen Biberschwanzdeckung oder einer Aufnahme der tradierten Fassadenstrukturen, die Neven Denhauser von der Bürgerinitiative „Gemeinsam für Schloss Nymphenburg“ abermals in Erinnerung rief. Dazu das unbeteiligte Achselzucken des Landesamts für Denkmalpflege, dessen Leidenschaft und Anspruch hinsichtlich einer der bedeutendsten Schlossanlagen Europas mit der bloßen Imitation der Kubatur befriedigt zu sein scheint.
Dass keine Weiterentwicklung sichtbar sei, liege nicht an den Architekten, so Pedersen, der wiederholt um das Vertrauen der rund 130 Anwesenden warb und einräumte, mit der Fassadengestaltung „noch nicht im Ziel“ zu sein. Vielmehr herrsche seit über einem halben Jahr Stillstand wegen ungeklärter Finanzierungsfragen. Offenbar wird der geplante Neubau schon jetzt erheblich teurer als veranschlagt.
Beim nächsten Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern wollen die Architekten überarbeitete Entwürfe vorlegen. Man darf gespannt sein, ob dann Fortschritte sichtbar sind oder ob „Biotopia“ in Sichtbeton und Alublech weitere Monate auf der Stelle tritt. Die grundsätzliche Diskussion über „die richtige Idee am falschen Ort“ ist bereits während der Podiumsdiskussion wieder aufgeflammt: Das neue Museum hat bestimmt eine prominente, auch weithin sichtbare Adresse verdient. Das welterbewürdige Ensemble des Nymphenburger Schlosses bietet für eine solche Inszenierung allerdings keinen Platz.
Erste vielversprechende Ideen für Alternativen liegen auf dem Tisch.